Oberneufnach

Oberneufnach ist auch heute noch ein weitgehend bäuerlich geprägtes Dorf mit etwa 460 Einwohnern, das 1978 zu einem Ortsteil von Markt Wald wurde. Das Wahrzeichen der im Urbar oder Salbuch von 1568 erstmals urkundlich erwähnten Siedlung an der “Nifenaha” (Neufnach) ist die in ihren Ursprüngen auf das Jahr 1688 zurückgehende Kapelle (“s`Käppala”), die dem Heiligen Josef geweiht ist. Verkehrsmäßig wurde Oberneufnach in der Vergangenheit von der Bahnlinie Gessertshausen – Türkheim (Staudenbahn) erschlossen. Heute hat diese Aufgabe die Staatsstraße 2026, die von Mittelneufnach nach Zaisertshofen führt, übernommen. Sie verbindet damit auch die Landkreise Augsburg und Unterallgäu, deren Grenzen in Oberneufnach aufeinander stoßen.

In den letzten 40 Jahren erlebte der Staudenort tief greifende Umwälzungen: So wurde im Jahr 1970/71 die damalige Volksschule Oberneufnach aufgelöst. Im Zuge der Gebietsreform verlor die Gemeinde ihre kommunale Eigenständigkeit. Verschwunden sind Bäckerei, Lebensmittelladen und das Dorfgasthaus. Die früher selbständige Molkerei schloss im Jahr 1986 ihre Pforten. Ihre Erzeugnisse waren seinerzeit weit über die Dorfgrenzen hinaus ein Begriff. Ein Standbild, das einen Käser auf dem Weg zur Molkerei darstellt, erinnert seit einigen Jahren an diese Historie. Arg gebeutelt wurde auch die Landwirtschaft. Von den ehemals 56 Hofstellen werden derzeit noch ganze sieben, überwiegend im Nebenerwerb, bewirtschaftet. Heute hat die Pferdehaltung in früheren landwirtschaftlichen Anwesen an Bedeutung gewonnen. Eingestellt wurden 1991 der Personenverkehr und wenige Jahre später auch der Güterverkehr auf der Staudenbahn.

Trotz, vielleicht auch wegen dieser dramatischen Veränderungen blieb im Ortsteil Oberneufnach ein reges Vereinsleben erhalten.
So nehmen sich nicht weniger als acht Vereine der Freizeitinteressen ihrer Mitglieder an. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass im November 2002 ein neues Vereinsheim in der Dorfmitte seiner Bestimmung übergeben werde konnte. Mit Unterstützung der Gemeinde, staatlichen Zuwendungen sowie zahllosen freiwilligen Arbeitstunden der Vereinsmitglieder von Schützenverein, Tischtennisclub und Freiwilliger Feuerwehr konnte im Verlauf der Dorferneuerung so ein neues Ortszentrum geschaffen werden, über das sich alle Einwohner freuen. Auch das ehemalige Oberneufnacher Schulhaus ist mit Leben erfüllt. Das Ortsbild prägende Gebäude beherbergt seit Herbst 1982 den Kindergarten “St. Josef” der Gesamtgemeinde. Weiterhin fanden dort auch die Vereine über viele Jahre hinweg ihr Domizil. Gegenwärtig hat noch der Musikverein Oberneufnach sein Probelokal im Dachgeschoss. Auch die Damen vom “Käppala-Chor” üben im alten Schulhaus. Geblieben ist dem Ort eine moderne Kfz-Werkstätte mit Tankstelle, die aus der ehemaligen Dorfschmiede entstanden ist. In einem neu ausgewiesenen Gewerbegebiet an der Bahnlinie entstanden seit den achtziger Jahren mehrere Gewerbebetriebe, überwiegend von ortsansässigen Bürgern gegründet. Mit viel Fleiß und Mut zu unternehmerischem Risiko sind so rund 50 gewerbliche Arbeitsplätze entstanden. Ein neues Baugebiet “Am Bahndamm” ermöglichte es jungen Ortsansässigen am Heimatort wohnen zu bleiben. Große finanzielle Anstrengungen von den Bürgern erforderte in den letzten Jahren eine zentrale Abwasserentsorgung für Oberneufnach. Die zentrale Kläranlage der Einheitsgemeinde befindet sich hier im Ort an der Gemeindegrenze nach Mittelneufnach. Neuerdings konnte auch die Bahnstrecke von Augsburg bis Markt Wald neu belebt werden. Seit Mai 2003 fahren wieder planmäßig Ausflugszüge bis in den Staudenmarkt.

Das Flurbereinigungsverfahren konnte ebenfalls, zusammen mit der Dorferneuerung, 2003 erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Dank eines vorbildlichen dörflichen Zusammenhalts seiner Bewohner hat sich Oberneufnach von einem alten, historischen zu einem neuen, modernen Dorf gewandelt, das sich seiner bäuerlichen und ländlichen Tradition jedoch durchaus bewusst ist. Besonders kam dies bei den gemeinsam begangen Festen wie z.B. dem Erntefest und dem Fest des offenen Dorfes im Jahr 2004 zum Ausdruck, die unter “Regie” des rührigen Brauchtumsvereines stattfanden.