Immelstetten

Die früher selbständige Gemeinde Immelstetten mit rund 400 Einwohnern wurde bei der Gemeindegebietsreform 1978 Teil der Einheitsgemeinde Markt Wald. Urkundlich wird die einstige Rodesiedlung erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Vermutlich von einem welfischen Ortsadligen erhielt das Domkapitel Augsburg zur Zeit des Bischofs Hermann (1096 – 1133) den Hof, die Hube (den Halbhof) in Immelstetten. Das waren etwa 30 Morgen oder neun Hektar. Dieser Tatbestand ist in einem um 1150 angelegten Verzeichnis der kapitelischen Oblaigüter aufgeführt. “Haec sunt praedia, Oblationes fratrum attientia In Imilinstetin hoba una”. Diese älteste, bekannte Nennung besagt, dass die “dortmaligen domkapitlischen Besitzungen zum Nutzgenusse der Kanoniker an der dasigen Kirche als Stiftgabe” angewiesen waren. Wenn nun Immelstetten 1096 bereits unter seinem Ortsnamen bekannt war, dann dürfte die Rodesiedlung bereits im 8. Jahrhundert vom Herrschaftssitz Bürgle aus als Ausbaute entstanden sein. Herr Michael Endler hat die Geschichte Immelstettens aus Anlass der 900-Jahr-Feier im Jahr 1996 akribisch zusammengetragen und in einer Festschrift reich illustriert festgehalten. Exemplare sind für den interessierten Leser noch in der Gemeindeverwaltung kostenlos erhältlich.

Heute zeigt sich das Straßendorf als landwirtschaftlich geprägter Ortsteil, der großen Nutzen aus der Anfang der 90er Jahren begonnenen Dorferneuerung und Flurbereinigung gezogen hat. Doch auch in Immelstetten ist unübersehbar, dass die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe unaufhaltbar zurückgeht. Einige leer stehende Bauernhöfe bezeugen dies. Einzelne Hofstätten wurden einer anderen Nutzung zugeführt. 2003 nahm die Marktgemeinde eine moderne Abwasserbeseitigung in Betrieb. Pumpen befördern das Schmutzwasser über den Jäckelesberg zur zentralen Kläranlage in Oberneufnach. Zum Abschluss des lange Jahre umstrittenen Kanalbauprojektes stellte der Landkreis Unterallgäu im Frühjahr 2004 die Hauptstraße wieder her. Einher gingen der Bau einer Verkehrsinsel im Süden von Immelstetten sowie neuer Gehwege. Ferner wurde die Brücke über den Kirchbach erneuert.

Seit die früheren Flachbrunnen Probleme bei der Wasserversorgung machten, beliefert der Zweckverband Staudenwasserversorgung in Reichertshofen den Ortsteil mit Trinkwasser. Durch tatkräftige ehrenamtliche Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Immelstetten entstand 2003 in der ehemaligen “Käserei” ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus, das Platz für ein neues Feuerwehrauto und einen Schulungsraum bietet. Der historische Pfarrhof bildet zusammen mit der Kirche St. Vitus und dem alten Schulhaus ein ansehnliches Dorfzentrum. Der Pfarrhof ist ebenso renoviert wie das alte Schulhaus, in dem u.a. die traditionsreiche Musikvereinigung Immelstetten – Mittelneufnach ihr Probelokal eingerichtet hat. Der Mehrzweckraum im Pfarrheim ist teilweise von der Gemeinde angemietet und steht örtlichen Vereinen und Gruppen zur Verfügung. So hält dort der rührige Gymnastikverein seine Übungsstunden ab und bietet – ungewöhnlich für ein kleines Dorf – Ballettunterricht an. Ein Sportplatz und ein Schützenheim ergänzen das Freizeitangebot in Immelstetten. Für ein eigenständiges Ortsteilleben stehen der Fußball- und Freizeitclub, der Schützenverein, die Musikkapelle, der Veteranenverein und der Feuerwehrverein Immelstetten. Die Grundschüler besuchen die Christoph-Scheiner-Schule in Markt Wald, die Hauptschüler wechselten bis 2006 in die Hauptschule in Kirchheim. Seither gehört Immelstetten und auch der Weiler Buchhof zum Schulsprengel des Schulverbandes Ettringen.

Die zwischen 1711 und 1713 erneuerte Pfarrkirche “St. Vitus” ist als ein Kleinod des Ortes anzusehen, zumal 1923 ein Wandgemälde freigelegt wurde, das Szenen aus der Vitus-Legende von 1711 zeigt. An der südlichen Langhausmauer befindet sich ein Sonnenuhren-Fresko aus dem 18. Jahrhundert. Bemerkenswert ist auch die reizvoll an einer Anhöhe gelegene Kapelle “Maria Einsiedeln”, die um 1825 entstanden ist und im Zuge der Dorferneuerung renoviert wurde. Bis November 2010 wurden die beiden Pfarreien Immelstetten und Mittelneufnach gemeinsam von einem Priester betreut. Pfarrer Nyul betreute die beiden Pfarreien 41 Jahre lang. Nach dem Tod von H. H. Pfarrer William Nyul gehört nun die Pfarrei St. Vitus ebenfalls der Pfarreiengemeinschaft Ettringen-Siebnach-Markt Wald an. Im Jahr 2011 wurde das Dach der Kirche aufwändig saniert. Weitere Renovierungsarbeiten im Innenraum stehen an.

Am Ort sind u.a. eine moderne Schreinerei und Elektrowerkstätte ansässig. Auch ein großer Schafhof mit Direktvermarktung hat sich angesiedelt. Ferner gibt es einen Betrieb aus dem Kfz-Bereich. Ein kleines Gewerbegebiet und ein ausgewiesenes Baugebiet eröffnen Interessenten günstige Ansiedlungsmöglichkeiten in dem lebendigen Gemeinwesen.

Einen herrlichen Blick über Immelstetten vermittelt der Standort Jäckelesberg, wo sich eine Station des Stauden-Meditationswegs befindet. Der Zusam-Radwanderweg führt ebenfalls durch Immelstetten. Erwähnenswert ist ferner, dass in diesem Bereich die Zusam die Grenze zum Landkreis Augsburg hin bildet. Und so liegt der Weiler Buchhof auf der Anhöhe über der Zusam eigentlich auf dem Gemeindegebiet von Mittelneufnach (Landkreis Augsburg). Dennoch fühlen sich die “Buchhöfler” seit Generationen den Vereinen und der Pfarrei in Immelstetten zugehörig.

Walter Wörle