Anhofen
Bis zur Gemeindegebietsreform 1978 war Anhofen eine selbständige Gemeinde mit den dazu gehörigen, stark von der Landwirtschaft geprägten Ortsteilen Schnerzhofen und Steinekirch. Heute ist Anhofen mit seinen 340 Einwohnern ein Teil der Einheitsgemeinde Markt Wald.
Urkundlich erstmals genannt wird der heutige Ortsteil Anhofen im Traditionsbuch des Klosters St. Ulrich und Afra um 1140. Zwei Brüder vermachten ihr Gut in “Annehouen” damals dem Kloster St. Ulrich und Afra. Nach seiner Lage am Anstieg des Buchberges ist der Name des Ortes “ana” = “bei den Höfen am Hügel hinauf” zu deuten.
Die Marienkapelle, am östlichen Ufer der Neufnach und nach Süden ausgerichtet, ist wohl um 1700 erbaut worden. Das “Käppele”, wie es liebevoll von den Einwohnern Anhofens bezeichnet wird, wurde 1824 erweitert und bekam 1948/49 eine Messingglocke. Im Herbst 1994 erstrahlte die vom Einsturz bedrohte Kapelle in neuem Glanz. Im Zuge der Restaurierung, die etwa ein Vierteljahr dauerte, hat der neu gefasste Altar seinen ursprünglichen Platz gefunden. Zwei Engel schmücken den Altar rechts und links. Desgleichen wurden die ehemaligen Fensterformen mit Rundbögen und Sprossen erneuert.
Ein weitere Sehenswürdigkeit und Ziel vieler Wallfahrer ist die historische Grotte in Anhofen. Am Westhang des Buchberges liegt sie, eingebettet in einen Mischwald, zwischen den Ortsteilen Anhofen und Steinekirch und lädt zum Verweilen im stillen Gebet ein. Mit privaten Spenden und Erlösen aus Dorffesten konnte die Grotte in den letzten Jahren wieder restauriert werden und strahlt in festlichem Glanz in der Abendsonne.
Wie viele vergleichbar große Dörfer ist Anhofen von einem Strukturwandel betroffen. Der Rückgang der herkömmlichen landwirtschaftlichen Betriebe mit Milchkuhhaltung hat noch kein Ende gefunden. Knapp 20 landwirtschaftliche Betriebe im Haupterwerb sind noch anzutreffen. Verschiedene Höfe suchen sich ein zweites Standbein, indem sie z.B. “Ferien auf dem Bauernhof” anbieten oder sich in anderer Weise spezialisieren. Größter Arbeitgeber ist ein mittelständischer Holzverarbeitungsbetrieb am nördlichen Ortseingang. Am südlichen Ortseingang fällt ein renommierter Gartenbaubetrieb mit reichlichem Angebot ins Auge. Ein Metzgereifachgeschäft, eine kleine Sägerei, ein landwirtschaftliches Warenhaus und eine Fahrschule sind als weitere Gewerbebetriebe zu nennen. Überregional bekannt ist die Behinderteneinrichtung “Fichtenhaus”, in der vor allem junge Menschen mit Autismus aufwändig gepflegt und betreut werden.
In Anhofen befindet sich der Bahnhof des Marktes Markt Wald an der Bahnstrecke der Staudenbahn von Gessertshausen bis Türkheim. Durchgehend war sie vom 11.12.1912 bis 24.09.1982 befahrbar. Danach wurde der Verkehr zwischen Markt Wald und Ettringen still gelegt. Ab 1. Juni 1991 wurde auch der Personenverkehr zwischen Markt Wald und Gessertshausen eingestellt, im Mai 1996 zusätzlich der Güterverkehr. Seit 1. Mai 2003 wird die Strecke von Augsburg nach Markt Wald im Rahmen eines Ausflugsverkehrs bedient. Ferner gibt es Bemühungen, den Bahnhof in Anhofen auch wieder für den Güterverkehr (Holzverladung) zu nutzen. (www.staudenbahn.de). Im Januar 2010 hat die Marktgemeinde das Bahnhofsgelände mit ca. 5.500 m² sowie die beiden Lagerhäuser und das Empfangsgebäude von der Bahntochter Aurelis erworben. Im ehemaligen Lagerhaus ist nun der Bahnhof der Marktgemeinde eingerichtet. Das kleine Lagerhaus steht Vereinen als Fundushalle zur Verfügung.
Im April 2005 hat für die Ortsteile Anhofen, Schnerzhofen und Steinekirch die Vorbereitungsphase der Dorferneuerung begonnen. Damit sollen die Infrastruktur und die natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen der dörflichen Gemeinschaft verbessert werden. In den Jahren 2007 und 2008 erhielt der Ortsteil Schnerzhofen eine zentrale Abwasserentsorgung, die an die Kläranlage in Oberneufnach angeschlossen ist. Für 2013 ist dies zusammen mit Maßnahmen der Dorferneuerung auch für Steinekirch vorgesehen. In Anhofen selbst wurde im Februar 2010 mit umfangreichen Baumaßnahmen für die Dorferneuerung begonnen. Die Buchbergstraße und die Zugspitzstraße mit Gehwegen, die Brücken über den Mühlbach sowie ein großer Oberflächenwasserkanal mit Regenrückhaltebecken wurden neu errichtet und im Juli 2011 ihrer Bestimmung übergeben. Auch die Kapelle an der Neufnach wurde ehrenamtlich saniert und bildet nun mit einer kleinen Wassertretanlage und einem Rastplatz einen reizvollen Treffpunkt.