Mariä Himmelfahrt Markt Wald
Die Pfarrkirche “Mariä Himmelfahrt” am Südostrand von Markt Wald auf einem nach Süden abfallenden Hang gelegen und von einem Gottesacker umgeben, ist ein spätgotischer Landkirchenhallenbau, der unter dem damaligen Herrschaftsinhaber, Konrad I. von Riedheim, zwischen 1483 und 1499 errichtet worden ist. Ein 1483 als Kirchherr bezeugter Pfarrer Friedrich Fuchsschwanz begann mit dem Bau der heutigen Kirche. Im Ortsteil “Sohler” befand sich einst eine Wallfahrtskapelle mit einer wertvollen Marienstatue mit Strahlenkreuz von Syrlin d.J., Ulmer Schule um 1480/90, vermutlich Filialkirche der Mutterkirche Steinekirch. Die Vollendung des Langhauses deutet die Jahreszahl 1499 an, die sich an der Tafeldecke fand, als man diese 1727 durch eine Barockwölbung ersetzte.
Pfarrer Simon Vötter ließ 1696 für die Kanzel und 1698 für den Choraltar von Johann Hörmann aus Mindelheim (Jesiuten-Laienbruder im Kolleg in München) Entwürfe fertigen, die noch heute im Original in der Staatsbibliothek in München vorliegen. In den Jahren 1698 bis 1727 fand unter Pfarrer Vötter dann eine tief greifende bauliche Umgestaltung statt, bei der auch der spätgotische Schreinaltar mit der Madonna barockisiert wurde. Zwei Marienaltäre und ein Zwölfapostelaltar entstanden. 1727 bis 1730 erfolgte durch den Ettringer Baumeister Michael Stiller eine Verlängerung des Langhauses um 6 Meter nach Westen. Am 10. Juni 1822 schlug ein Blitz während eines starken Gewitters in den Kirchturm, fuhr am Zeigerwerk herunter bis in den Choraltar, wo Pfarrer Anton Wörz gerade die Messe las. Er wurde vom Blitz getroffen und betäubt vom Altar geschleudert. Das Messgewand wurde dabei mit Blut beschmutzt und seither nicht mehr benutzt. Der 1879 verstorbene Pfarrer Albrecht wurde mit diesem Messgewand bestattet. Da der obere Teil des Turmes durch den Blitzschlag beschädigt worden war, entschloss man sich 1825 diesen Teil abzutragen und das bisherige gotische Satteldach mit zwei gemauerten Giebeln durch ein statisch leichteres Zeltdach zu ersetzen, das seither das heimatliche Ortsbild prägt. Stuck und Fresken fielen der Restaurierung 1870 zum Opfer; die Kirche erhielt nun eine neuromanische Einrichtung, die auch noch heute das Bild im Inneren weitgehend bestimmt.
An der Langhaus – Südseite findet sich ein stattliches, spätgotisches Vorzeichen mit Satteldach, gegen Osten und Süden mit beidseitig gefassten Spitzbogenarkaden geöffnet. Die Sakristei aus dem 18. Jahrhundert steht im südlichen Winkel von Chor und Langhaus, ist zweigeschossig und trägt ein Pultdach. Von dem nach 1503 gefertigten gotischen Schreinaltar sind drei Figuren erhalten: die in einem Strahlenkranz gefasste Holzfigur der Muttergottes, die Anna. Selbstdritt und die Hl. Barbara in der St. Josephs-Kapelle in Oberneufnach. Der 1869 neuromanisch umgestaltete Hoch-Altar wurde 1953 abgelöst. Dabei bekam die ehemals verkaufte und im Pfarrstadel aufbewahrte Madonna wieder ihren Platz am Choraltar. Die letztmaligen Renovierungen des Gotteshauses fanden in zwei Etappen statt: 1983 wurde mit der äußeren Restaurierung begonnen und im Juni 1990 mit der Innenrenovierung abgeschlossen.
Der 1719 zweigeschossig mit hohem Satteldach und liegendem Satteldach erbaute Pfarrhof ist heute im Urzustand erhalten und wurde 1987/88 grundlegend renoviert. An der Südostecke befindet sich unter dem Dach eine abgeschrägte Nische. In ihr steht eine gefasste Marienfigur mit über der Brust gekreuzten Händen und traurig gesenktem Haupt. Der tief ins Gesicht ragende Schleier verstärkt noch den ernsten Ausdruck der Statue. Ein optisch attraktives Detail ist der wieder neu aufgebaute alte Kachelofen im Erdgeschoss; als Bodenbelag fanden im Flur Solnhofer Platten Verwendung.
Im Pfarrhof befinden sich bedeutende Holzfiguren aus dem 15. bis 18. Jahrhundert sowie zwei Gemälde aus dem 19. Jahrhundert und ein Schrank aus dem 18. Jahrhundert. Mit dem benachbarten Mesnerhaus steht das gesamte Ensemble aus Kirche und Pfarrhof unter Denkmalschutz. Das frühere Mesnerhaus war bis vor einigen Jahren noch bewohnt. Heute steht es leer und wartet darauf saniert und wieder einer sinnvollen Verwendung zugeführt zu werden.
Weihe des Volksaltars
„Für einen Steinmetz ist die Konsekration eines neuen Altars meist ein Höhepunkt seines Schaffens“, meinte der Türkheimer Steinmetzmeister Pius Schröder, der Schöpfer des Volksaltars und des neuen Ambo. Die Altarweihe Anfang November 2006 wurde für die Pfarrgemeinde zu einem großen Fest. „Von einer festlichen Tafel, einer Stätte des Friedens und der „Mitte des Lebens““, ist im Weihegebet die Rede, des Gebetes, das Bischof Josef Grünwald anlässlich der Konsekration des neuen Altars und des Ambos sprach. Die Altarplatte ruht in einem rundum mit zwei nach außen schwingenden Füßen: als Verbindung von unten nach oben. Der Ambo (Ort der Verkündigung) gleicht sich der Leichtigkeit des Opfertisches an und verschmilzt mit ihm zu einer Einheit.
In den Altartisch sind neben der Inschrift A.D. 2006 als Symbol für die Wundmale Jesu Christi fünf Kreuze eingemeißelt. Wie bei dem 750 Kilogramm schweren Altar wurde auch beim Ambo deutscher Jurakalkstein aus Gundelsheim verarbeitet. Der aus Solnhofer Platten bestehende Bodenbelag harmoniert bestens mit diesem verwandten Material. Die steinmetzartige, ausgesprochen solide handwerkliche Arbeit unterstreicht Form und Aussehen ganz entscheidend. In diesem Zusammenhang kehrte das Taufbecken an seinen einstmals angestammten Platz neben dem Hochaltar zurück.
Während der Altarweihe setzte der bischöfliche Oberhirte in der Rundung des Opfertisches Reliquien des Heiligen Simpert und der Heiligen Crescentia ein. Die Heilige Crescentia lebte einst im Kloster in Kaufbeuren. Der Heilige Simpert ist einer der drei Bistumspatrone Augsburgs. Dieser Brauch wurzelt in den Riten der Kirche des frühen Mittelalters, als aus Verehrung über den Gräbern der Heiligen Kirchen und Altäre errichtet wurden. In der feierlichen Eucharistie besprengte der Bischof den Altar mit Weihwasser und salbte ihn mit heiligem Chrisamöl. Anschließend wurden an fünf Stellen Lichter in Erinnerung an die fünf Wunden Jesu Christi, die zu seinem Tode geführt haben, angezündet. Danach wurde Weihrauch auf dem Opfertisch verbrannt und ein Weihegebet gesprochen. Die Besprengung, die Salbung und das Verbrennen von Weihrauch sind sichtbare Zeichen für die unsichtbare Wirklichkeit, für das Heil, dass der Herr inmitten der lebendigen Kirche der Gläubigen wirkt, wenn sie Gottesdienst feiern, besonders in der Feier der Eucharistie.
Michael Endler
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Choraltar
Freuen sich auf die Weihe des neuen Volksaltars
Steinmetz Pius Schröder, Pater Michael, Mesnerin Erna Einsle, Kirchenpfleger Herbert Dietmaier und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Karl Dolp
Der Weihbischof weiht den neuen Volksaltar