Markt Wald

“Markt Markt Wald” ist die korrekte Bezeichnung für den Hauptort der Einheitsgemeinde, der seit 1978 noch die früher selbständigen Gemeinden Anhofen, Immelstetten und Oberneufnach angehören. Was sich beim ersten Anhören etwas ungewöhnlich anhört, hat durchaus seine Richtigkeit: Zum einen hat Markt Wald 1593 das Marktrecht verliehen bekommen, zum anderen ist “Markt” Namensbestandteil der Staudengemeinde. Ursprünglich bestand Markt Wald aus den beiden Siedlungen “Sohler” und “Irmatshofen”. “Sohler” meint die frühere Ansiedlung rund um die Pfarrkirche “Maria Himmelfahrt” und ist sprachlich auf “sol” oder “solari” im Althochdeutschen zurückzuführen, was “Sumpfstelle”, bzw. “erhöhte Stelle daraus” bedeutete. “Irmatshofen” hingegen ist auf den Kemptener Abt “Irmingart” zurückzuführen, der in der Nähe des Schlosses eine Hofstelle besessen haben soll.

Der heutige Namen “Markt Wald” ist erst seit 1903 in Gebrauch. Der erste Poststempel mit der Bezeichnung geht auf den 1. Januar 1902 zurück. Zuvor war der Name “Wald” die Bezeichnung für Herrschaft und Pfarrei. Im Jahr 1660 wurde die Herrschaft an die Grafen von Fugger – Babenhausen verpfändet, in deren Besitz sich das Schloss und umfassende Waldgebiete und Ländereien noch heute befinden. Außerdem sind die Fugger bis zum heutigen Tag Patronatsherren der Pfarrkirche und unterhalten im Schloss u.a. die Forstverwaltung für Markt Wald. Der berühmteste Sohn Markt Walds, der Jesuit, Astronom und Mathematiker Christoph Scheiner wurde hier am 25. Juli 1575 geboren. Er lehrte an der Universität Innsbruck und in Neiße, wo er 1650 verstarb. Scheiner entwickelte zahlreiche physikalische und optische Geräte und entdeckte 1611 die Sonnenflecken.

Immer noch stark ländlich geprägt, streckt Markt Wald seine Lebensadern in alle Richtungen. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Milchwirtschaft ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Attraktive Angebote wie “Ferien auf dem Bauernhof” sorgen für zusätzliche Einkommensmöglichkeiten. Zwar bieten verschiedene örtliche Betriebe Arbeitsplätze in Gewerbe und Handwerk, zahlreiche Arbeitnehmer pendeln jedoch täglich nach Mindelheim, Kirchheim, Türkheim oder in Richtung Augsburg. Zu den größeren Arbeitgebern am Ort gehören eine Ziegelei sowie Betriebe in der Holzverarbeitung und im Baugewerbe.

Absoluten Vorrang hatten die Fußgänger auf der Hauptstraße von Markt Wald beim Historischen Fest 2004
Das soziale Leben ist geprägt von zahlreichen Vereinen und Gruppen. Einen guten Namen hat Markt Wald als Musik- und Turnerhochburg. Mehrere Musikkapellen und Chöre bereichern das dörfliche Leben ebenso wie die Klangwerkstatt in der ehemaligen Gaststätte “Zur Post”, in der man Volksmusik, auf historischen Instrumenten gespielt und manchmal aus anderen Ländern, beim Musikantenstammtisch zu hören bekommt. Eine große Zahl von erfahrenen und motivierten Übungsleitern macht es beim TSV Markt Wald möglich, dass ein relativ kleiner Sportverein eine dominierende Rolle unter den Turnern im Unterallgäu spielt. Wichtig für die Daseinsfürsorge am Ort sind zwei Arztpraxen, eine große Zahnarztpraxis und eine Apotheke. Zwei Bankinstitute, eine Poststelle, ein kleiner Lebensmittelsupermarkt, Filialen von Bäckereien und verschiedene Einzelhandelsgeschäfte sowie Gaststättenbetriebe decken Grundbedürfnisse der Bewohner am Ort ab. Verschiedene Buslinien, mehrere davon bedient von einem örtlichen Busunternehmen, sorgen für eine Anbindung an die umliegenden Zentren.

Der Markt hat im Januar 2003 den zentral gelegenen Gasthof “Adler” gekauft. Im dazugehörigen Adlersaal hat der traditionsreiche Theaterverein sein Domizil. Der renovierte Saal steht der Bevölkerung aber auch für gesellige Veranstaltungen zur Verfügung.
An Sportstätten stehen in Markt Wald zwei Fußballfelder und mehrere Tennisplätze des TSV Markt Wald sowie die vereinseigene Turnhalle zur Verfügung. Auch die gemeindliche Schulturnhalle wird für Trainingsabende genutzt, insbesondere für eine beachtliche und in unserer Gegend eher seltene Rhönradgruppe.

Die Stärkung der Region gehört zu den Zielen der Regionalentwicklung Stauden e.V., (www.diestauden.de) der die Gemeinde mit zahlreichen anderen Kommunen angehört. Ein Ziel der Regionalentwicklung ist zum Beispiel die Verbesserung des Personenverkehrangebotes und des Fremdenverkehrs. In diesem Zusammenhang gibt es Bemühungen, die 1996 eingestellte Staudenbahn zwischen Gessertshausen und Türkheim wieder zu beleben. Ein erster Ansatz ist die Wiederaufnahme des Ausflugverkehrs am Wochenende zwischen Augsburg und Markt Wald seit 1. Mai 2003. Nach Verbesserung der Bahnanlagen ist auch wieder Güterverkehr möglich.

Die hügelige, stark bewaldete Landschaft der Stauden sorgt für eine reizvolle Umgebung, in der Kirchtürme und einzelne Gehöfte reizvolle Anhaltspunkte darstellen. Durchzogen wird die Umgebung von den Flüsschen Schmutter, Neufnach und Zusam, die entweder auf Markt Walder Gemeindegebiet oder in nächster Nähe entspringen und den Radfahrer und Wanderer auf ausgeschilderten Touren in Richtung Norden begleiten (www.naturpark-augsburg.de). Anziehend ist für den Erholungssuchenden der Schnerzhofer Weiher südöstlich von Markt Wald, der einerseits im Sommer Badegelegenheiten bietet und andererseits zu allen Jahreszeiten ein Naturparadies mit seltener Flora und Fauna für den stillen Beobachter darstellt.

Weithin sichtbar sind die beiden Funktürme im Süden von Markt Wald, ein Sendeturm der Telekom für Fernsehen, Rundfunk und Fernmeldebetrieb sowie ein Richtfunkturm der Bundeswehr. Schon im II. Weltkrieg war Markt Wald ein bedeutender Ort für die Funker. Von den seinerzeitigen Funktürmen gingen Signale weit über den Atlantik und die Nordsee hinaus zu den dort operierenden U-Booten der Kriegsmarine. Noch heute hat ein Weiler an der Straße nach Tussenhausen daher den Namen “Funkstation”.

In seelsorgerischer Hinsicht gehört die katholische Kirchengemeinde zum Pfarreienverband Ettringen – Markt Wald – Siebnach mit dem Sitz in Ettringen. Evangelische Christen werden von der Gemeinde in Türkheim mit betreut.